Genießen erlaubt – Kulinarische Schmankerltouren im Schilcherland / Steirische Toskana – Weststeiermark. Mittwoch, 11. August – Sonntag, 15. August 2010; mit Rainer Pollack – Im letzten Jahr war man auf den Spuren Erzherzog Johanns gewandelt, in diesem Jahr wollte man diese Spurensuche fortsetzen: Seit Jahren schon ist das Schilcherland ein Geheimtipp für Genießer.
Wein & Kultur prägen die kleine Welt im Herzen des Steirischen Weinlands mit den hügeligen Weinbergen und urigen Buschenschänken. Der Schilcher, namensgebend, ist neben dem Kürbiskernöl einzigartig, gekeltert aus der autochtonen Blauen Wildbacher Rebe und am Anfang aufgrund des Säuregehalts etwas gewöhnungsbedürftig – wenn man aber erst auf den Geschmack kommt … Diese Region wollten 16 Kranzlerinnen und Kranzler in fünf Tagen genusswandernd näher erkunden.
Hatte es in Walpertskirchen beim Losfahren kurz nach 6 Uhr noch geregnet, schien in Graz bereits die Sonne und es war ziemlich heiß und schwül. Der gemeinsame Treffpunkt in Stainz im Schilcherland war kurz nach 11 Uhr erreicht. Durch den schönen, vom Schloss Stainz (zeitweise auch von Erzherzog Johann genutzt) gekrönten Ort, erfolgte der Anstieg zur Stainzer Warte durch Wiesen und schattige Wälder.
Über den Engelweingarten war nach gut einer Stunde der 26 m hohe, aussichtsreiche Holzturm (608 m) erreicht – mit prächtigem Panorama zum Schöckl, nach Graz, in die steirische Tiefebene und hinüber nach Slowenien. Auf Wiesenwegen ging es gemütlich zum leider geschlossenen Gasthof Kraxner hinunter, ehe der Markt Stainz nach knapp vier Stunden wieder erreicht wurde. Die Festvorbereitungen für das Schilcherfest am Wochenende waren bereits voll im Gange, so dass lediglich ein kleines Café zur Kaffeepause gefunden werden konnte.
Anschließend fuhr man zum Standquartier, dem aus vielen, blumengeschmückten Bauernhäusern bestehenden Weingasthof Jagawirt auf der Sommerebene. Das Gemüse kommt aus dem eigenen Garten aus Hügelbeeten, ebenso aus eigener Zucht die Hausspezialitäten vom Schwäbisch-Hallschen Land-, Magalitza, Woll- und Waldschwein.
Da am Mittwoch Ruhetag war, speisten die Kranzler im haubengekrönten Rauchhof in Marhof im lauschigen Gastgarten und genossen die ersten Steirischen Spezialitäten wie Schilchersuppe, Styria Beef im Kürbiskernmantel und verkosteten erstmals den Schilcher. Auch ein Gewitter mit Starkregen schaffte es nicht, die gute Stimmung abzubrechen und zu später Stunde wurde mit dem Schilcherland-Taxi wieder zum Jagawirt zurückgefahren.
Zum Frühstück hausgemachter Schinken und Speck, Kernölspeise (Rührei mit Kürbiskernöl) und Marillenmarmelade bildeten die gute Ausgangsbasis für einen anstrengenden Wandertag. Unterhalb der Weinebene bei Deutschlandsberg begann die Wanderung zum Großen Speikkogel (2.140 m), höchster Gipfel der Koralpe und Grenzberg zu Kärnten.
Gut sechs Stunden war man insgesamt unterwegs. Über die Grünangerhütte (1.575 m), einen angenehm kühlen Waldweg und steilen Anstieg zum Grenzsattel und zur Grillitschhütte (1.740 m), die mit einem kuriosen, kirchenähnlichen Rundbau aufwartete, dann weiter über das schier endlose Große Kar bis zu den kuppelförmigen, bereits weit sichtbaren Radarstationen des Speikkogel-Gipfels. Am Gipfel war man nicht allein und die Fernsicht aufgrund des Dunstes war nicht so prächtig.
Zwischendurch kündeten schwarze Wolken vom drohenden Wetterumschwung. Über den breiten Kamm ging es hinüber zum Steinmandl und dann über einen steilen Erlenhang hinunter zur gemütlichen Bärentalhütte, wo die Erdinger im Gegensatz zur Grillitschhütte flott bedient wurden. Kaffee und Kuchen mundeten nach der langen Tour. Am Abend im Jagawirt Spezialitäten vom Kürbis und Waldschwein, begleitet von Schilcher- und anderem Wein.
In der Nacht Gewitter und Regen, auch beim Frühstück noch. Der Start zur Buschenschenkwanderung wurde auf 10:15 Uhr verschoben. Vom Jagawirt erfolgte dann eine muntere Wanderung, stets bergab, vorbei am Koberegg und der Buschenschank Hackl, durch kleine Bachgräben mit seltenen Feuersalamandern nach Gundersdorf zum Buschenschank Windisch, der aber eher das Kriterium „Gasthof“ verdient. Über versteckte Wiesenwege zum Buschenschank Krainer, wo die Sonne ein angenehmes Draußensitzen ermöglichte. Eine spontane Wein- und Schnapsprobe rundete den Buschenschanktag ab, das Schilcherland-Taxi brachte die Kranzler wieder zum Jagawirt, wo Forellen auf der Abendkarte standen. Ein kleiner Hoangascht auf der Holzterrasse mit Steirischer Ziach dauerte fast bis Mitternacht und rundete den gelungenen Tag ab.
Wieder Gewitter und Starkregen in der Nacht, Nebelschwaden und Sonnenschein am Morgen. Vom Gasthof Klugveitl oberhalb der Sommerebene folgte man dem steilen Waldweg zum Reinischkogel (1.463 m) mit seiner Friedenskapelle, die kräftig geläutet wurde. Ein munterer Steig führte in einer weiteren guten Stunde zum Absetzwirt, der mit Steirischen Schmankerl aufwartete. Mit einer kleinen Kletteranlage über zwei Holzgatter gelangte man wieder zum Ausgangspunkt.
Ein Teil der Gruppe begab sich nach Stainz zum Schilcherfest, der andere Teil besuchte noch den Buschenschank Hiden vulgo Höllerhansl. Es wurde immer schwüler (28 Grad) und es deutete sich erneut ein Gewitter an.
Kräuter- und Salatschmankerl, Waldschweinspezialitäten und ein fluffiger Nachtisch, sowie ein Obst-Cuvée-Schnaps von Werner Goach´s Reinischkogelbrennerei rundeten den letzten Abend auf der Terrasse des sehr gepflegten Jagawirt ab. Am Abend und in der Nacht wieder Gewitter, ebenso am Sonntagmorgen. Die Kranzler verabschiedeten sich von der Wirtsfamilie Goach und dankten für die gute Aufnahme und kulinarischen Erlebnisse.
Man entschied sich, eine Kürbisölpresserei in Bad Gams zu besichtigen und konnte dort viele Steirische Spezialitäten nach Hause mitnehmen. Eine kleine Wanderrunde mit 1 ½ Stunden und die Abschlusseinkehr beim Steirerwirt in Furth nahe Bad Gams war der gemütliche Abschluss einer fünftägigen Genusswanderung in der Weststeiermark. Mit vielen neuen Eindrücken und manchen Gramm/Pfunden mehr kehrte man zurück ins Erdinger Land.
Teilnehmer: Marianne und Georg Orthuber, Silvia und Rudi Hofschaller, Annemarie und Dieter Scholz, Magdalena und Alfred Zuther, Ingrid Huber, Monika Hofer, Beate Schmidt, Theresia Witt, Gerhard Ippisch, Marianne Schmid, Irmgard Faltermaier
Tourenleitung: Rainer Pollack