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8.6.2010

Tanz auf dem Vulkan: Wanderwoche auf La Palma

Filed under: Tourenberichte — admin @ 20:44

18.-25. Mai 2010 – Fast hätte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Wanderwoche auf der Vulkaninsel La Palma ja ein aktiver Vulkan in die Suppe gespuckt, aber der Eierdings auf Island war dann doch so brav, dass unser Flug wie geplant stattfand.

Dienstag
Wir landen nach ruhigem Flug um 16 Uhr Ortszeit in Santa Cruz auf La Palma; vom versprochenen Abholdienst ist zunächst nichts zu sehen. Schließlich finden wir unseren Bus – dem Fahrer war nicht gesagt worden, für wen er unterwegs ist …. Beim Einladen prüft Gernot, ob sein Kopf oder die Heckklappe des Kofferraums widerstandsfähiger ist. Sieger: Heckklappe. Nach kleiner medizinischer Versorgung geht’s dann wieder… gut, dass wir eine OP-Schwester dabei haben. Nach einer Stunde Fahrt nach Los Llanos de Aridane steigen wir an unserem Hotel aus und beziehen die Zimmer. Wir treffen uns mit unserer örtlichen Verbindungsperson und gehen ins Lokal Tinguaro zum Essen, wo ein großer Tisch für uns reserviert ist. Bei einem Menü mit Fisch und Fleisch lernt sich die Gruppe weiter kennen und wir haben gleich viel Spaß.

Mittwoch
Unsere erste Tour führt uns auf den Aussichtsgipfel Pico Bejenado, 1854m. Wir fahren mit unserem Bus die kleine Straße zur Cumbrecita („Gipfelchen“) hoch und starten bei wolkenlosem Himmel dort unsere Wanderung. Der Weg führt durch herrlichen Kiefernwald über Serpentinen auf einen Kamm, begleitet von blühenden Zistrosen-Sträuchern. Auf dem Zwischenabsatz des Roque de los Cuervos machen wir Pause und genießen hier bereits die Aussicht.

Hoch über Los Llanos 

Nach dem viertelstündigen Zwischenstopp gehen wir weiter über den Kamm, bevor nun der Weg zum Gipfel ansteigt. Der sehr schön angelegte Weg ist problemlos zu gehen, gerade richtig als Eingehtour. Wir erreichen den Gipfel, bleiben aber nur für ein Gipfelfoto, denn weiter am Kamm entlang gibt es einen noch besseren Aussichtspunkt als Rastplatz. Von hier hat man einen großartigen Einblick in den riesigen Vulkankrater der Caldera de Taburiente; entstanden aus etlichen Ausbrüchen hat sie heute einen Durchmesser von über neun Kilometern, ihre Seitenwände steigen beeindruckend steil an. Wir lassen es uns an dieser Aussichtswarte gut gehen und machen – zusammen mit Eidechsen und einem neugierigen kleinen Vogel – ausgiebig Brotzeit.

Am Pico Bejenado 

Nach einer Dreiviertelstunde Aufenthalt steigen wir zunächst auf der Anstiegsroute wieder ab, verlassen die aber nach einem Abzweig und steigen nun auf der anderen Bergseite Richtung Los Llanos ab, bis wir am vereinbarten Parkplatz unseren Bus erreichen.
Gehzeit 5:40 Std., auf 707 Hm, ab 848 Hm

Donnerstag
Eine landschaftlich völlig andere Tour unternehmen wir heute: Durch Baumheide und Lorbeerwald steigen wir Richtung Meer ab. Unsere Wanderung beginnt am Naturparkzentrum La Zarza; gleich biegen wir auf einen Weg durch dunkle Baumheide ein. Wir folgen dem urwaldartig verlaufenden Weg durch die Barrancos (spanisch für Schlucht) und erreichen die tatsächlich kathedralenartige Felsenarena der „Caboco de Catedral“. Nach stetem leichten Auf und vor allem Ab erreichen wir einen gut angelegten Rastplatz.

 Caboco de Catedral

Nach einer ausgiebigen Pause geht es an den zweiten Teil: Nun geht es zunächst steil abwärts, bevor der Weg aus dem Wald tritt und wir uns oberhalb der Meeres-Steilküste wiederfinden. Der nun folgende Abstieg zum Barranco Fagundo begeistert alle durch seine landschaftliche und von Pflanzen begleitete Schönheit und die wechselnden Aussichten auf Meer und Küste.

 Auf dem Weg nach El Tablado

Der danach sich anschließende Aufstieg über 300 Hm nach El Tablado ist in der Hitze zwar anstrengend, aber nicht weniger schön. Kurz vor dem Dorf freuen wir uns noch über die hier wachsenden herrlichen Drachenbäume, bevor wir in der örtlichen Cantina der Wirtin das Geschäft des Monats bescheren … Kaffee, Eis und Cerveza beleben die müden Geister wieder, bevor uns der Bus zurück zum Hotel bringt. Apropos Bus: Im Führer stand, dass der Bus nicht in den Ort fahren kann, weil die Straßen zu schmal sind. Nicht für unseren Gregorio: Er steuert das Gefährt zentimetergenau durch die Gassen.
Gehzeit 4:56 Std., auf 373 Hm, ab 998 Hm

Freitag
Unser Bus bringt uns über viele Kehren zu unserem Ausgangspunkt der heutigen Wanderung, Los Brecitos. Von hier steigen wir ab auf dem von uralten, mächtigen Kiefern gesäumten Weg, hinein in die Caldera de Taburiente. Wir erreichen den Grund des riesigen Vulkankraters am Schwemmkegel des Baches, der sogenannten „Playa“ – von Strand kann hier allerdings nur wegen des flachen Geländes die Rede sein.

 Playa de Taburiente

Wir schauen uns kurz im Informationszentrum am hier gelegenen Campingplatz um und machen uns dann an den Abstieg. Steil führt uns der Weg hinunter Richtung Taburiente-Bach. Wir genießen wechselnde Blicke auf den imposanten Felszapfen des Roque Idafe, bevor wir schließlich das Bachbett im Talgrund erreichen.
Umgeben vom riesigen Felskessel der Caldera wandern wir nun am Bachbett dahin und queren den Bach dabei häufig, bis wir schließlich – endlich! – eine große Badegumpe im Bachbett erreichen: Mittagspause und rein ins Wasser!

Wassernixen 

Nach einer Dreiviertelstunde Aufenthalt wandern wir schließlich weiter, immer am Bachgrund entlang. Die Felsformationen im oft eng eingeschnittenen Talgrund begeistern uns. Der Weg macht seinem Ruf als einer der eindrucksvollsten Wanderwege auf La Palma alle Ehre. Schließlich erreichen wir nach langer Wanderung die Straßenfurt, wo unser Busfahrer am Parkplatz bereits auf uns wartet.
Gehzeit 6:22 Std., auf 208 Hm, ab 1034 Hm

Für das Abendessen haben wir uns in Puerto de Tazacorte einen Tisch im Freien am Hafen reservieren lassen, im Restaurant Kiosko Teneguia. Der Kellner ist zwar gewöhnungsbedürftig grantig (ein Bayer?), aber wir lassen uns die gute Laune und das Essen nicht vermiesen.

Samstag
Die Königsetappe steht auf dem Programm: Die Wanderung vom höchsten Punkt der Insel, dem Roque de los Muchachos mit 2426m, über (fast) den gesamten Kamm der Caldera und weiter über die Cumbre Nueva hinunter ins Tal. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen haben wir uns entschlossen, bereits bei noch dunkler Nacht auf dem Gipfel zu sein (La Palma hat einen der klarsten Sternenhimmel weltweit), um uns das Glitzern der Sterne und den Sonnenaufgang anzuschauen.
Gesagt, getan: Um 03.45 Uhr aufstehen, Abfahrt um 04.30 Uhr – um 06.15 Uhr sind wir auf dem Gipfel. Es weht ein sehr kühler Wind, aber der Sternenhimmel ist fantastisch …

Michstraße 

… und dann beginnt sich auch der Horizont zu verfärben. Ein Wolkenmeer hat sich tief unter uns gebildet, aus dem dann – freudig von uns begrüßt – die Sonne auftaucht. Unser frühes Aufstehen hat sich mehr als gelohnt … so schön ist die Welt!

Morgenglühen über Los Llanos 

Um halb acht machen wir uns auf den Weg, vorbei an den hier oben thronenden Observatorien, zunächst zum Pico de la Cruz, den wir nach zwei Stunden erreichen. Wir machen Frühstückspause (auf unser Hotelfrühstück mussten wir wegen unseres frühen Aufbruchs verzichten) und gehen dann immer mehr oder weniger entlang des Kamms zum Pico de la Nieve, auf dem wir eine längere Mittagsrast einlegen und dabei den herrlichen Blick in die Caldera auf der einen Seite und zum höchsten Berg Spaniens, dem Teide, auf der nahegelegenen Insel Teneriffa auf der anderen Seite genießen.

 Blick in die Caldera

Nach der Pause setzen wir unseren Weg fort über den Calderarand fort, den wir dann an der Punta de los Roques verlassen und über den Pico Corralejo auf den Gipfelkamm der Cumbre Nueva einschwenken. Langsam werden die Beine schwer, aber keine/r der Teilnehmer/innen murrt oder mault … endlich ist dann unser letzter Abzweig erreicht und wir schwenken ein auf den steil abwärts führenden Camino Real – von „königlichem Weg“ kann allerdings keine Rede sein, so holprig und wenig kniefreundlich geht es hier hinunter. Erst kurz vor dem Ziel wird der Weg im Wald besser und weicher, und schließlich erreichen wir – nach 622 Höhenmetern Aufstieg, 2083 (!) im Abstieg und nicht weniger als 23 (!) km Wegstrecke nach über 10 Stunden Wanderung unser Ziel, die Kirche Ermita Virgen del Pino, wo unser Bus bereits auf uns wartet. Tapferkeitsmedaille für die Teilnehmer!
Gehzeit 10:21 Std., auf 622 Hm, ab 2083 Hm, Strecke 23 km

Sonntag
Heute steht die Ruta de los Vulcanes, also die Tour über die Vulkane La Palmas, auf dem Programm. Wir beginnen am Refugio El Pilar und steigen zunächst durch dichten Wald an. Am ersten Aussichtspunkt zunächst eine Enttäuschung: Der Blick auf die Caldera ist durch dichte Wolken verstellt. Wird uns das Wetter doch nicht plötzlich im Stich lassen?
Wir steigen weiter durch den Wald hinauf und kommen auf freies Gelände, unmittelbar vor dem Krater des Hoyo Negro. Wir machen Pause – und nutzen die Gelegenheit: Eine Teilnehmerin hat Geburtstag, weshalb gleich vor Ort zwei Flaschen Sekt „geköpft“ werden – ein Vulkanausbruch der besonderen Art! Beschwingt machen wir uns auf den Weiterweg …

… die Gruppe trennt sich kurz in zwei Teile: Die einen machen einen Abstecher zum Pico „Nabucco“ (Nambroque), die anderen streben direkt unserem nächsten Ziel, dem Vulkangipfel der Deseada, zu.

 Am Pico Nambroque

Nach dem Nambroque steigen wir über die tiefschwarze Asche des Duraznero auf, tief beeindruckt von der wilden Landschaft. Wir steigen zum Gipfel der Deseada weiter, wo wir die anderen wieder treffen. Nach kurzer Panoramaschau (die Wolken liegen nun perfekt wie eine Schicht unter uns) steigen wir ein Stück ab in einen Kiefernwald, wo wir ein schönes Plätzchen für die Mittagsrast finden.
Der Weiterweg führt nun hauptsächlich bergab; wir wandern durch die zwar sehr karge, aber  begeisternde und höchst eindrückliche Vulkanlandschaft. Wir erreichen den bunt gefärbten Vulkan San Martin, der sich aber zunächst nur kurz zeigen will, bevor er sich in Wolken hüllt.

Aufstieg zum San Martin 

Ein Teil der Gruppe steigt trotzdem die 50 Hm zum Kraterrand hoch (aus Zeitnot können nur „die Schnellen“ mitgehen), und der Martin tut uns den Gefallen: Beindruckt von solcher Beharrlichkeit schiebt er sich auch wieder aus den Wolken und wir genießen den Blick in den Krater mit seinen bunten Verfärbungen. Die Hauptgaudi aber kommt noch: Der anschließende Lauf durch tiefen Vulkansand vom Kraterrand herunter wird durch laute Juchzer begleitet.

Vulkangaudi 

Wir tauchen beim weiteren Abstieg nun endgültig in die Wolken ein, was den Weg aber fast noch eindrücklicher macht. Schließlich erreichen wir die Ortschaft Fuencaliente, wo wir uns vor der Heimfahrt noch Kaffee oder Cerveza (was in dem einen Café etwas länger dauert …) gönnen.
Gehzeit 7:31 Std., auf 814 Hm, ab 1546 Hm, Strecke 18 km

Montag
Nach anderthalbstündiger Fahrt über Santa Cruz nach Los Tilos starten wir unsere Wanderung in den „Urwald“. Wir wählen den steilen, unmarkierten Waldarbeiter-Aufstieg zur Casa del Monte, und kämpfen uns mit auch einigen Klettereinlagen durch dichten Baumheide- und Lorbeerwald streng nach oben, unterbrochen nur durch ein kurzes waagrechtes Stück.

Im Urwald 

Die Mittagspause am Casa ist dann mehr als verdient … dann setzt sich unser Weg fort entlang dem Kanal, der zu den Marcos- und Cordero-Quellen führt. Der landschaftlich sehr schön verlaufende Steig (eigentlich ein „Nebenprodukt“ des Kanals) führt durch insgesamt 13 Tunnels mit bis zu 400m Länge. Absoluter Höhepunkt dabei ist ein Tunnel, der eine regelrechte Wasserdusche von allen Seiten für uns bereit hält: Wir wussten zwar, dass es nass sein würde – aber gleich so!?

 Die Dusche wartet schon

An den ergiebig und laut rauschend hervorsprudelnden Marcos-Quellen verlassen wir den Tunnel und steigen weiter auf zu den noch höher gelegenen Cordero-Quellen. Von dort ab führt der Weg nur noch bergab. Wir steigen zum Teil steil hinunter in den sich zum Urwald verdichtenden Baumbestand und erreichen den Grund des Barranco del Agua, der „Schlucht des Wassers“. Zwar ist im Moment kaum Wasser drin; dass aber bei Unwettern oder auch nur Regenfällen hier Lebensgefahr herrscht, ist unter den steilen Schluchtwänden an etlichen Stein- und Erdrutschen deutlich erkennbar.

 Im Barranco del Agua

Aber wir haben nichts zu befürchten; nur die tief hängenden Wolken, die eine geradezu mystische Stimmung in den Barranco zaubern, begleiten uns auf dem Weg nach unten. Nach Querung einer Holzbrücke über die Schlucht erreichen wir wieder unseren Anstiegsweg und sind kurz darauf zurück am Bus.
Gehzeit 8:26 Std., auf 1068 Hm, ab 1068 Hm

Dienstag
Wir nutzen unseren Abschiedstag unterschiedlich; einige fahren nochmal an den Strand, um ein letztes Bad im Atlantik zu nehmen, andere gehen zum wunderbar angelegten Botanischen Garten und danach zum Bummeln. Ein letztes Getränk und Tapas unter den Lorbeerbäumen auf der Plaza Espana, bevor wir mit dem Bus zum Flughafen gebracht werden und den problemlosen Rückflug antreten.

Wir bedanken uns sehr herzlich bei unserem Kooperationspartner DAV Summit Club, der diese Reise für uns organisiert hat und dafür höchstes Lob verdient; das war sicher nicht unsere letzte Reise mit Euch!

Die Tourenleiter Sonja Schupsky und Hans Sterr bedanken sich bei den Teilnehmern: Für ihre Ausdauer und ihren Durchhaltewillen auch auf längsten Touren; für ihre immer gute Laune; dass sie so pflegeleicht waren; und nicht zuletzt, weil es eine so ausgesprochen nette und harmonische Gruppe war. Herzlichen Dank an Euch!

Am Flughafen

Die Tapferen:
Günther Budil, Edmund und Marianne Heger, Monika Hofer, Ingrid Huber, Sepp Kiermair, Peter Kruber, Fritz und Franziska Müller, Gernot und Lydia Puchta, Ernst und Beate Schmidt, Erika Wenhart

Bericht: Hans Sterr

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