Dass die Vergabe von Straßennamen oft eine durchaus diskussionsfähige Angelegenheit ist, weiß jeder. Mit dem Entschluss zu einer „Georg-Zilker-Straße“ ist der Stadt aber aus Sicht des Alpenkranzl Erding eine unstrittig verdiente Namensgebung gelungen.
Unser Ehrenmitglied Georg „Schorsch“ Zilker war lange Jahre Naturschutzreferent in unserem Verein. Er hat sich bereits für ökologische Belange eingesetzt, als andere noch gar nicht wussten, wie man Ökologie überhaupt schreibt. Dass die nun nach ihm benannte Straße in einem Gebiet liegt, das sich ökologisches Bauen auf die Fahne geschrieben hat, ist mehr als konsequent.
Vorstandschaft und Mitglieder der Alpenvereinssektion Alpenkranzl Erding danken der Stadt Erding ausdrücklich für diese würdige Namensgebung.
Aus gegebenem Anlass veröffentlichen wir hier noch einmal den Nachruf des damaligen Vorsitzenden Reinhard Huber aus unseren Sektionsmitteilungen 3/2006:
Wenige Monate vor seinem 85. Geburtstag ist unser Ehrenmitglied Schorsch Zilker verstorben.
Schorsch ist im Jahre 1941 in die Sektion eingetreten. Er war einer jener Männer und Frauen aus einer Generation, die den Schrecken und das Verderben des Weltkriegs miterlebt, miterlitten und erduldet haben. Als er aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, hatte er zahlreiche Verwundungen und Krankheiten überstanden. Die gesundheitlichen Probleme aus dieser unseligen Zeit sollten ihn bis an sein Lebensende begleiten.
Doch Schorsch war ein Mann der Tat, der sich in seiner Freizeit außerordentlich für den Naturschutz engagierte. Zu einer Zeit, als sich der Alpenverein noch nicht so ganz seiner zwiespältigen Rolle als Naturnützer und gleichzeitig Naturschützer im Klaren war, übernahm Schorsch Zilker im Alpenkranzl Erding das Amt des Naturschutzreferenten. Es war damals für ihn nicht immer einfach, die Belange des Naturschutzes im Verein zu vertreten. Das Wirtschaftswunder in Deutschland brachte vielen Haushalten bescheidenen Wohlstand. Natürlich schlug sich die redlich erworbene Kaufkraft auch in gesteigerten Freizeitaktivitäten nieder. Der Tourismus in den Bergen kam so richtig in Fahrt. Die Menschen verlangten nach immer besser ausgebauten Straßen und Liften. Nur wenige hoben damals mahnend den Zeigefinger und warnten vor der maßlosen Zerstörung der Bergwelt.
Schorsch Zilker gehörte zu diesen Mahnern und er scheute sich nicht davor, auch unbequeme Standpunkte zu vertreten. Sein Fachwissen über die Tier- und Pflanzenwelt und seine herausragenden Foto-und Filmdokumentationen machten ihn recht bald auch außerhalb des Alpenkranzls bekannt.
Als ihn seine Krankheit immer öfter davon abhielt, seine geliebte Bergwelt zu besuchen, verlegte er seine Exkursionen immer mehr in die heimischen Gefilde. Das Erdinger Moos hatte es ihm dabei besonders angetan. Es gelang ihm, bevor durch den Bau des Großflughafens weite Teile des Erdinger Mooses zerstört wurden, eine einzigartige Dokumentation über diese Kulturlandschaft anzufertigen. Ich erinnere mich immer wieder gerne an seine Vorträge über das Moos. Besonders ist mir in Erinnerung geblieben, dass er sogar im Winter bei eisigen Temperaturen stundenlang in selbst gebauten Unterständen ausharrte, um dieser einzigartigen Naturlandschaft ihre letzten Geheimnisse zu entlocken. Mit Unterstützung seiner Frau Maria hatte er vorher die erforderlichen Materialien und den Proviant mit einem Schlitten über das tief verschneite Moos gezogen.
Selbst in Fachkreisen fand die Forscherarbeit des gelernten Kaufmannes allerhöchste Beachtung. Er war als Naturforscher von allen hoch geachtet. Schorsch hatte das Amt des Naturschutzreferenten im Alpenkranzl annähernd 20 Jahre bekleidet, als er sich im Jahre 1981 gesundheitsbedingt zurückzog. Er verfolgte aber das Geschehen im Verein weiter mit großem Interesse und stand mit seinen Vorträgen und seinem Rat immer zur Verfügung. Die Ernennung zum Ehrenmitglied war die logische Konsequenz für seine Verdienste um das Alpenkranzl Erding.
Im Jahre 1984 wurde Schorsch Zilker für sein Lebenswerk mit dem Kulturpreis des Landkreises Erding ausgezeichnet. Einen würdigeren Preisträger hätte man kaum finden können. Wir haben mit Schorsch einen vorbildlichen Kämpfer für den Naturschutz und einen lieben Kameraden verloren.
Reinhard Huber