Ratsch-Bladl Archiv 2 – DAV Alpenkranzl Erding Alpenkranzl-Informationen 05/2009-08/2010

10.9.2009

Auf den Spuren des Goggewanzl

Filed under: Tourenberichte — admin @ 08:35

… und zum Schloss in den Bergen: Hochalpine Familientour in der Venedigergruppe vom 06. -08. September 2009 mit Rainer Pollack – Leider machte die Bergeralm der eigentlichen Tourenplanung (Berger Alm – Bergerseehütte) einen Strich durch die Rechnung. Erst 14 Schlafplätze bestätigt, dann wieder storniert. So musste am Donnerstagabend kurzfristig noch umgeplant werden …

Am Sonntag trafen sich um 10:30 Uhr beim Matreier mpreis 14 Kranzlerinnen und -kranzler im Alter zwischen 6 und 48 nach der individuellen Anreise zu einer hochalpinen Familientour in der Venedigergruppe. Gemeinsam fuhr man bei bestem Wetter, aber bereits herbstlicher Atmosphäre (es hatte in den Vortagen bis auf 2.000 m herunter geschneit) ins hinterste Virgental nach Hinterbichl zum Wanderparkplatz Johannishütte auf 1.450 m Höhe.

Beim Losgehen mit den schweren Rucksäcken (wobei die meisten Kinder bis auf die größeren vom Tragen befreit waren) war es recht frisch. Der erste Aufstieg durch den Wiesenwald, entlang des Dorferbaches, sorgte jedoch bereits für die ersten Schweißtropfen. Nach gut einer Stunde Aufstiegs war der Dorfer Steinbruch erreicht, bei dem Mittagspause gehalten wurde. Nun erfolgte ein weiterer steiler Anstieg über das Peterer Bichele, vorbei am Marfer Alble (1.885 m) hinauf zum Gumbachkreuz, wo eine nächste längere Pause eingelegt wurde. Der Sage, die den Namen des Großvenedigers (3.674 m) erläutert, lauschten die Kinder gespannt.

Dieser war nämlich nunmehr in seiner vollen Pracht sichtbar, umgeben vom Mullwitzkess und umrahmt von den Dreitausendern wie Rainer Horn und Hohes Aderl. Ab hier pfiff ein grausliger Wind bis zur Johannis Hütte (2.121 m), der den Sand auf dem letzten Wegstück (Fahrweg) in die Luft wirbelte. Gegen 15 Uhr war die vor 10 Jahren grundrenovierte Hütte erreicht. Die Erdinger wurden in der Hütte der Sektion Oberland freundlich empfangen und man genoss die Sonnenstrahlen auf der Hüttenterrasse. Die Kinder vergnügten sich am Spielplatz neben der Hütte. Zwei schöne Lagerräume wurden zugewiesen und manch kleine Kissenschlacht entwickelte sich. Nach dem gemeinsamen Abendessen gab´s noch ein paar Osttiroler Sagen (teilweise ganz schön gruselig), ehe die Kinder müde genug zum Einschlafen waren.

Der Samstag sollte der anspruchsvollste Tag werden – der hochalpine Sajat-Höhenweg zur Sajathütte stand auf dem Programm. Nach ausgiebigem Frühstück ging´s kurz vor 9 Uhr los. Der Großvenediger zeigte wolkenlos sein Haupt, aber es war wieder sehr kalt (um die Null Grad vor der Hütte). Hinter der Hütte begann der Weg gleich in vielen Kehren, so wurde es den Goggiwanzl-Kindern schnell warm (und den Erwachsenen natürlich auch). Manches Rinnsal hatte bereits eine Eishaut gebildet. Ob der Weg in die Scharte auch eisig sein würde und gar ein Darüberkommen verhindert wird?

Die erste Felsnase vom Zopatspitz wurde bravourös gemeistert. Überhaupt war hier bereits erkennbar, dass alle Teilnehmer schwindelfrei und trittsicher waren, was auch zwingend benötigt wurde. Im Zopatkar wurde eine längere Pause gehalten. Nun wurde der Weg abenteuerlicher. Über grobes Blockwerk musste gekraxelt und gestiegen werden und ein hartes Schneefeld war eine erste Mutprobe. Aber wie zuvor – keine Probleme, bravourös gemeistert.

Der Schnee der letzten Tage war größtenteils getaut, teilweise waren noch kleine Flecken vorhanden. Dann galt es, einen weiteren Felsvorsprung zu überwinden, der vom Scherneskopf herunterstreicht. Seilgesichert führte der Sajat-Höhenweg exponiert in das gewaltige Scherneskar. In diesem Abschnitt war absolute Trittsicherheit erforderlich. Nichts für zarte Gemüter. Ein eindrucksvolles Wegstück! Mittendrin stand der Hüttenwirt der Sajathütte, Stephan Kratzer. Er wollte ein kleines Wegstück sanieren und sprengen. Die Erdinger durften aber vorher noch durch und die acht Kinder holten ein Lob von ihm ab. Nun galt es noch die Sajatscharte (2.750 m) zu erklimmen, die Exponiertheit des Geländes ließ nach. Eindrucksvolle Felssäulen des Tanzbodenkopfs und der Roten Säule boten ein überwältigendes Szenario in der Scharte, auch hinüber zu den Eisriesen um die Essen-Rostocker Hütte. Pause und Durchschnaufen. Ein gewaltiger Tiefblick auch hinunter in die Rinne, die zum Tanzboden ausläuft.

Seilgesichert erfolgte dann der Abstieg diese Rinne hinunter, auch hier war besondere Vorsicht erforderlich. Die Verhältnisse waren gut, alles trocken und der viele lose Schutt kein Problem. Nicht ein Stein wurde losgetreten, absolut vorbildlich, trotz 14 Personen. Das fröhliche Lachen der Kinder verriet bereits, wie sie den Nachmittag verbringen wollten, am Fuße der Roten Säule im sandigen Tanzboden Steinburgen zu bauen und einen mit Stein eingefassten Alpengarten zu erstellen. Glücklich und zufrieden war das „Schloss in den Bergen“, die Sajathütte (2.600 m), gegen 13 Uhr erreicht. Eine große Leistung! Die mitgeführten Kinderklettergurte und das 30 m- Seil waren nicht erforderlich gewesen.

Berndi und Wolfgang bestiegen noch die Kreuzspitze (3.164 m), Sepp die Rote Säule (2.879 m). Für die Kinder verging der Nachmittag wie im Flug und am Abend nach dem Abendessen durften die Kinder in der Kletterwand nach Herzenslust, je nach Gusto, leichte bis schwere Kletterrouten (ca. 5 m hoch) in der Sajathütte ausführen. Sicherlich ein zweiter Höhepunkt des Tages.

Spannend verlief auch der Abendausklang. Hüttenwirt Stephan Kratzer zeigte das eindrucksvolle Video vom Wiederaufbau der Sajathütte 2001, die einer riesigen Lawine zum Opfer gefallen war. Mit großem Interesse verfolgten die Kinder, wie die Hütte aus einem Schutthaufen wieder erstand, wie eine Notseilbahn aufgebaut wurde, wie Bagger und Fahrzeuge mit der Seilbahn herauftransportiert wurden. Gesprächsthema Nr. 1 war der Absturz eines großen Baggers mitsamt zweier Stützen und die anschließende Bergung.

Der Dienstag bot nochmals traumhaftes, herbstliches Wetter mit grandioser Fernsicht. Steil war der Abstieg durch die Sajat- und Katinmähder, die früher noch mit Steigeisen von den Hinterbichler Bauern gemäht wurden. Nach etwa zwei Stunden war eine größere Pause angesagt, ehe der steile Abstieg durch einen fast „verwunschenen“ Wald zur Stabanthütte (1.800 m) erfolgte. Nach der Mittagspause war es nicht mehr weit, um über den Bicheler Wald und das Brochatle zurück zum Parkplatz zu gelangen. Gegen 15:15 Uhr erfolgte die problemlose Heimfahrt nach Erding.

Drei herrliche Tourentage in der Venedigergruppe gingen zu Ende. Die hochalpine Tour haben alle prächtig gemeistert. Den Kindern hat es viel Spaß gemacht, sicherlich auch die „entspannenden“ Teile nach den Touren, sei es bei der Erkundung der Hüttenumgebungen, sei es im „Schloss in den Bergen“, der Sajathütte. Reto als jüngster verteidigte stets seine Vorgeherfunktion. Überhaupt war es vor allem für die Jüngsten und Kleinsten Reto, Severin, Indira, Marcus und Anna eine große Leistung, aber auch für die „Neuen“ Amina, Tarik und Kerim, die extra in den Alpenverein eingetreten sind, um bei der Tour mitzugehen und prächtig mitgehalten haben, nicht zuletzt auch an der Kletterwand, bei der für sie keine Route zu schwer war! Die Leistungsfähigkeit lässt auf eine Nachfolgetour 2010 hoffen …

Teilnehmer:
Indira Schmid, Marianne Schmid, Josef Felsl, Bernd Scholz, Anna Scholz, Wolfgang Lex, Severin Lex, Brigitta Mahjoub, Amina Mahjoub, Tarik Mahjoub, Kerim Mahjoub, Marcus Pollack, Reto Pollack
Tourenleitung: Rainer Pollack

[Goggewanzl, Der] (Matrei in Osttirol)
Schtille, schtille,
der Goggewanzl huckt auf der Dille
und wenn du nit schtille bischt und tuscht schweigen,
wad ea anmol oubn eicha schteign.
Und wenn du untn außn gehscht, bin Töre,
nochant foaht ea dia öacha um an Öhre.

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