Ratsch-Bladl Archiv 2 – DAV Alpenkranzl Erding Alpenkranzl-Informationen 05/2009-08/2010

18.7.2009

6 x 6 = 4.000: Sechs Kranzler auf sechs Viertausendern

Filed under: Tourenberichte — admin @ 16:19

Monte-Rosa-Hochtour vom 04.07. bis 11.07.09 – Bericht von Christina Braun

Samstag, 04.07.09
Sabine, Steffi, Werner, Markus, Hans und ich fuhren mit zwei Autos, dem von Steffi und meinem, nach Zermatt, von 5-15 Uhr, das war sehr lang. Dann stiegen wir auf zum Hotel du Trift, 770 Höhenmeter bis auf 2337m.

Sonntag, 05.07.09
Um halb 6 standen wir auf, frühstückten und gingen um halb7 los auf das Mettelhorn (3406m) und um 10 waren wir oben und kurz vor 1 wieder im Hotel du Trift. Am Anfang war herrlichstes Wetter. Man sah alle Berge: Das Matterhorn, das ganze Monte-Rosa-Massiv, unsere Touren der nächsten Tage zum Teil.

Das Matterhorn spitzt heraus

Wir waren glücklich und Hans machte die schönsten Bilder. Dann wurde es wolkig und neblig. Den Gipfel erreichten wir über Schneefelder mit Steigeisen. Ich empfand es schon als ziemlich anstrengend. Bergab war es dann erholsam, und mit Sabine rannte ich das letzte Stück zur Hütte.

Der Triftwirt (rechts) am Alphorn

Montag, 06.07.09
Wir frühstückten um halb 8 und verabschiedeten uns von dem sehr sympathischen Triftwirt. Beim Abstieg nach Zermatt sahen und fotografierten wir die allerschönsten Bergblumen. Unten angekommen nahmen wir um 11.15 Uhr die Gornergratbahn bis zur Station Rotenboden auf etwa 2700m. Von dort wanderten wir etwa 400 Höhenmeter leicht bergab. Rechts unten war der Grenzgletscher. Vor uns entfernt sahen wir immer schon unser Tagesziel, die Monte-Rosa-Hütte. Von links mündete der Gornergletscher in den Grenzgletscher. An ihrem Zusammenfluss machten wir auf einem abgeschliffenen Sonnenfels eine halbe Stunde Rast. Auf dem rauen Gletschereis konnten wir gut ohne Steigeisen wandern. Auf dem Grenzgletscher ging es wieder leicht bergauf und als wir ihn verließen im Fels steil bergauf zur Monte-Rosa-Hütte auf 2787m, immer links des Gletschers.

Auf dem Weg zur Monte-Rosa-Hütte

Die schöne alte Hütte hat nur Waschgelegenheit am Baumstammtrog draußen im Freien.
Nachdem wir unser enges Massenlager unter dem Dach bezogen hatten, trafen wir uns alle vor der Hütte in der Sonne und lernten von Hans die verschiedenen Seilknoten, die wir morgen brauchen beim Gletscherspaltentraining. Dabei werden wir das Bergen aus der Gletscherspalte üben. Brrr …

Abends an der Hütte

Dienstag, 07.07.09
Die Nacht war nicht schön. Das Lager war voll, trotz Ohrstöpsel hörte ich dauernd jemand schnarchen. Das Fenster war zu, ich bekam keine Luft, die Nase verstopfte. Und es war viel zu heiß. Mit einem Satz: Ich schlief nicht.
Um 7 frühstückten wir, um 8 stiegen wir über große Moränen und Fels hoch zum Gletscher. Wir lernten das Bergen aus der Spalte in der Praxis, aber nicht in einer gefährlichen Spalte, sondern an einem ungefährlichen Schneehangabbruch. Wir spielten alles fünfmal durch, können es jetzt ganz gut, und hoffen doch, dass wir es nie brauchen. Am Anfang schien die Sonne, dann kamen Wolken und es graupelte.

Beim Gletschertraining

Wir stiegen wieder ab zur Hütte. Es war halb 3, wir ruhten uns aus, es windete sehr. Da man sich nur draußen am Trog mit fließendem Gletscherwasser waschen kann, habe ich am Nachmittag darauf verzichtet.
Schließlich am Abend wusch ich mich doch am etwas tiefer gelegenen Bach, bei miesestem Wetter. Ein Windstoß trieb meine Vliesjacke ins Wasser; obwohl ich sie gleich rausfischte, verbreiteten sich im Laufe des Abends die nassen Stellen und durchfeuchteten die ganze Jacke.

Mittwoch, 08.07.09
Ich habe wunderbar geschlafen. Bis 2 Uhr, als Wecken war. Wir frühstückten. Während dieser Zeit änderte sich das Wetter, die Wolken rissen auf, Sternenhimmel und Vollmond ließen Enthusiasmus aufkommen. Um 3 wanderten wir mit Stirnlampe los hoch zu dem Felsplatz am Rand des Gletschers, wo wir gestern geübt hatten und unsere Steigeisen und Pickel gelassen hatten. Am Seil stiegen wir den Gletscher hinauf.

Eisbruch am Aufstieg

Es waren 1400 Höhenmeter zu überwinden. Wir schafften das bis kurz vor 10 Uhr, als wir auf dem Lisjoch standen in 4151m Höhe. Aber es war eine ordentliche Anstrengung. Dass wir in der Seilschaft gingen, machte es noch anstrengender. Fast oben musste ich zweimal um Atempause außer der Reihe bitten. Obwohl ich noch nie so eine große herrliche Gletscherwelt gesehen habe, dachte ich in dem Moment, dass ich solche Touren nicht mehr brauche.

Die Sonne setzt sich durch

Ab dem Lisjoch stiegen wir 500m ab zur Gnifettihütte (3647m). Wir waren nicht allein unterwegs: Die riesigen Schneefelder waren bevölkert von größeren und kleineren Gruppen. Überall stiegen Menschen wie Ameisen auf die umliegenden 4000er Gipfel. Alles war weiß. Die Sonne schien. Ohne Gletscherbrille wäre es nicht gegangen. Leider wehte ein eiskalter Wind, der längere Pausen unmöglich machte. So waren wir um halb 12 schon auf der Hütte. Dort gab es eine windgeschützte Sonnenterrasse, auf der wir an der Wand aus warmem Holz ein 0,4-Liter-Bier für 6 Euro tranken und die gelungene Tour feierten.

Auf der Hüttenterrasse

Seit dem Lisjoch sind wir ja nun in Italien. Der Blick reicht bis zur Po-Ebene, die aus der Tiefe grüßt. Hinter der Hütte nur Schnee und Eis, davor niedrigere Berge in Grün und Fels und die Ebene in der Ferne.
Das Abendessen um 7 nahm man in einem gesonderten Speisesaal ein. Am Buffet gab es Primo, Secondo und Dolce. Für die Nudeln 3 Soßen zur Auswahl, dann Rindergulasch oder Schweinshaxen mit Gemüse und Püree, für Vegetarier besten Bergkäse, und zum Abschluss Früchte in Sirup oder Panna Cotta. Ich aß mich durch das ganze Programm, mit Begeisterung genoss ich die Schweinshaxe.

Donnerstag, 09.07.09
Hilfe, ich hab Schweinsvergiftung! Mit völlig zugeschwollenen Augen wachte ich auf.
Nach dem Frühstück brachen wir kurz nach 7 auf. Strahlende Sonne vom blauen Himmel. Wir stiegen langsam wieder zum Lisjoch hoch, wo wir um 9 einen herrlichen Rundblick hatten: Matterhorn, Mont Blanc, Gran Paradiso in der Ferne und um uns herum natürlich alle Gipfel des Monte-Rosa-Massivs. Wir bestiegen die Ludwigshöhe (4342m), dann Corno Nero (4322m), natürlich ging es erst runter von der Ludwigshöhe und dann rauf zum Corno, dann wieder runter und hinauf zur Vincentpyramide (4215m).

Am Corno Nero

Die Schneeverhältnisse waren optimal, aber es wehte immer kalter Wind, der es uns nicht gestattete, in Ruhe eine Rast einzulegen. So waren wir um halb 1 wieder unten an der Gnifettihütte und haben auch heute im Ganzen 1045 Höhenmeter bewältigt. Heute ging es uns allen sehr gut, sowohl während der Wanderung als auch danach auf der windstillen Sonnenterrasse, wo wir den ganzen Nachmittag verbrachten: Belohnung!

Blick von der Gnifetti zum Mont Blanc

Freitag, 10.07.09
Los ging’s wie gestern. Alle Bedingungen waren gleich: Schönes Wetter und kalter Wind. Bis zum Lisjoch kam es mir länger vor. Es fiel mir nicht immer so leicht wie gestern. Wir gingen auf die Parrotspitze (4436m). Trotz strahlender Sonne wehte starker, kalter Wind, sodass wir uns auf der Spitze nicht aufhielten.

An der Parrot-Spitze, hinten die Signalkuppe

Aber etwas weiter unten war ein windgeschützter Platz hinter Felsblöcken, der einzige windfreie Fleck in all den Tagen (außer der Gnifetti-Sonnenterrasse). Etwas später beschlossen Steffi und ich, wegen den aufkommenden Wolken und dem starken Wind nicht mit auf die Zumsteinspitze (4563m) zu gehen. Hans, Sabine, Markus und Werner schafften es trotz widrigen Wetters, es hat ihnen sogar Spaß gemacht; auf dem schmalen Schneegrat mussten sie vorsichtig den Sturm ausbalancieren.

Auf der Zumsteinspitze, 4563m

Währenddessen hielten Steffi und ich auf freier Schnee- und Eisfläche aus. Wir bauten uns Schutz aus den Rucksäcken, die die anderen dagelassen hatten, und setzten uns auf einen. Um die Beine wanden wir uns Steffis Biwaksack. So harrten wir zwei Frauen windumpeitscht aus auf dem Sattel (4450m) zwischen Zumstein und unserem Tagesziel, der Margherita-Hütte auf 4554m. Diese Hütte ist das Highlight unserer Tour. Wer es nicht gesehen hat, glaubt es nicht: Die Hütte sitzt direkt auf dem Gipfel der Signalkuppe, es ist die höchstgelegene Hütte Europas und bestimmt nicht einfach zu erreichen. Großen Dank an Hans, der uns das ermöglicht hat. Wie er so schön sagte: „Wo sonst sitzt man am Tisch und isst Ossobuco und Polenta und schaut dabei hinab auf das Matterhorn?“

Abendstimmung an der Capanna Margehrita, 4554m

Samstag, 11.07.09
Um halb 7 stiegen wir ab, nach einer glänzenden Mondnacht, die wir natürlich nicht nur schlafend verbracht hatten, sondern auch staunend am Fenster mit Blick über die im Mondlicht gleißende Gletscherwelt. Nach einem einfachen und problemlosen Abstieg erreichten wir schon um halb 10 die Monte-Rosa-Hütte (2787m). Wir entledigten uns aller gletscherrelevanten Hilfsmittel wie Seil, Steigeisen, Hüftgurt. Wie geht man ohne Steigeisen? Wir lernten es schnell wieder, stiegen 400m ab und drüben am Hang wieder 400m auf bis zur Bahnstation Rotenboden. Hier endete unsere Wandertour, und man sah es uns müden Gestalten bestimmt an, dass wir sehr glücklich waren über unsere Leistung.

Abschied von der Capanna Margherita

Die Gornergratbahn brachte uns hinab nach Zermatt. Nach  kurzer Rast fuhren wir weiter mit der Bahn nach Täsch, wo wir für je 100 Franken unsere zwei Autos aus dem Parkhaus auslösten. Auf Empfehlung einer älteren Dame fuhren wir nach Randa und fanden Quartier bei Lina Sumermatter, einer sehr interessanten 83-Jährigen. Auf ihre Empfehlung aßen wir im Hotel Dom, wo es gute Rösti gab und die beste Lammbratwurst, die ich je gegessen habe. Dann saßen wir noch bis spät im Haus beim Wein und bei Lina, die aus ihrem bewegten Leben erzählte.

Am Sonntag, 12.07., kamen wir alle wieder wohlbehalten zu Hause an. Als bayrisches Nordlicht aus Aschaffenburg, dem letzten Schwanzhaar des bayrischen Löwen, und als Neumitglied im Alpenkranzl danke ich für die sehr herzliche und selbstverständliche Aufnahme in der Wandergruppe.
Vielen Dank, Sabine, Steffi, Werner, Markus und Hans!

Freude über die Gipfelerfolge

Tourenleitung: Hans Sterr
Teilnehmer/innen: Christina Braun (Bericht), Sabine Sautter, Steffi Pypetz, Markus Schäffer und Werner Rypalla

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