Ratsch-Bladl Archiv 2 – DAV Alpenkranzl Erding Alpenkranzl-Informationen 05/2009-08/2010

18.8.2009

Unterwegs auf steirischen Spuren …

Filed under: Tourenberichte — admin @ 14:42

… Erzherzog Johanns, Pilger und Wallfahrer. 12.- 16.Aug. 2009 mit Rainer Pollack – Elf Kranzler folgten voller Spannung der Einladung „Natur und Kultur entdecken, Spiritualität und innehalten“.

Die sehr lange Anreise zum Ziel Aflenz am Hochschwab erfolgte per Bahn, Bus und Taxi (Heilklimatischer Luftkurort, 765-1810 m, 1038 Einwohner). Zum Füße vertreten machten wir einen längeren Sparziergang in den Kurpark mit Kräutergarten und hinauf zum herrlich gelegenen Pierergut (1000 mH) mit gemütlicher Einkehr (wenn die Wespen nicht gewesen wären…). Ein Rundgang durch den Ort (Pfarrkirche, Karner, Immaculatagruppe), dann speisen und schlafen im Hotel Aflenzer Hof.

Anderntags begann der 2-tägige Pilgerweg, der sogenannte Gründerweg, ca. 36 km lang, manchmal recht beschwerlich, allein schon wegen des schweren Rucksacks. Von Aflenz zweigt der Weg bald in den Feistringgaben ab und führt über Jaurig – Döllach auf das Hackentörl in 1292 m Höhe, abwärts über Hackenalm, Enzianhütte nach Seewiesen 974 m mit Einkehr (beim Mascherl-Madl). Besuch der ältesten Kirche im Aflenzerland (1366) und weiter durch Wald teilweise sehr steil hinauf zum Seebergsattel (1180 m) und über die Seebergalm zum Brandhof hinunter (Führung): Dieses Bauerngut kaufte Erzherzog Johann, der große Wohltäter der Steiermark (geb. 1782) und machte daraus einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb. Er heiratete die Postmeisterstocher Anna Plochl (dadurch Thronverlust) und obwohl aus dieser Verbindung nur ein einziger Sohn hervor ging, gibt es bis heute weit über 900 Nachkommen. Diese treffen sich jährlich im September in Brandhof und pilgern von dort nach Mariazell. Auch wir machten uns wieder auf den Weg und erreichten am späten Nachmittag Gollrad und das Gasthaus Egger (mit super Zimmern und bestem Essen/Rainer spielte uns mit der Steirischen auf, ein lustiger Abend…!).

Der 3.Tag war wegen der vielen harten Wegstrecken wenig fußfreundlich (geteerte Rad- und Fahrwege). Von Gollrad Richtung Wegscheid, ab ins Ramertal, über die Steinschalen aufwärts ins Pretal und durch den Brunngraben nach Gusswerk (ehemaliges Gusswerk, gegründet 1742, Haupterzeugnisse Kunstguss; ab 1800 Haupterzeugnisse Rüstung, 1899 Stilllegung). Im Gasthaus gemütliche Einkehr. Weiter geht der Weg entlang der Salza hinauf zum Bohrwerk, dann durch Wald oberhalb der aufgelassenen Bahntrasse auf den Sigmundsberg (Jugend- und Familiengästehaus, auf dem steilen Felskegel Kapelle von 1501 mit großartigem Blick auf Mariazell und ins Salzatal). Kurzer Abstieg nach Rasting und ein letztes Mal hinauf, das Ziel Mariazell ist endlich erreicht (gegr. 1157, Partnerstadt u.a. von Altötting, etwa 1600 Einwohner)! Quartier beziehen wir für zwei Tage im Salvatorheim bei den Schwestern. Die große Basilika Mariä Geburt ist der wichtigste Wallfahrtsort in Österreich und einer der wichtigsten in Europa (gegr. 1157, spätromanisches Gnadenbild aus Lindenholz, 48 cm groß, mit wechselnden barocken Gewändern, jährlich etwa eine Million Pilger aus aller Welt). Am Abend beteiligten wir uns an der großen Lichterprozession mit dem Nuntius, Rainer und Gerhard wurden als Fahnenträger engagiert.

Am 4.Tag Fahrt mit der Mariazeller-Schmalspurbahn bis Haltestelle Wienerbrugg/Josefsberg und dann traumhafte Wanderung durch den Ötschergraben (Klamm, vom Ötscherbach gebildet, Kernstück ca. 5,5 km lang, im Naturpark Ötscher-Tormäuer). Der Zustieg führt zunächst von der Haltestelle abwärts zum Stierwaschboden (Kraftwerk). Dann geht ein gut ausgebauter und viel begangener Wanderweg entlang steiler Felswände durch den Graben. Über die Schluchtwände ergießen sich zwei Zuflüsse als Wasserfall, der Mira- und der Schleierfall.

Erfrischend 

Dazwischen wird eine willkommene Rast beim Ötscherhias eingelegt. Abrupt wendet der Weg südlich und steigt empor zum Vorderötscher, einer wunderbaren Einkehrmöglichkeit. Unter Sonnenschirmen genießen wir die Prachtsicht und die guten Sachen. Aufbruch und steiler Anstieg über den Geißriedel zum Eisernen Herrgott mit Panoramaschau von 360°. Welch schöne Landschaft! Leider drängt die Zeit, der Abstieg zum Erlaufsee ist weit. Nach der Forststraße nimmt uns ein Waldweg auf und will nimmer enden. Der malerisch gelegene See ist ein viel besuchtes Erholungsgebiet (großer Fischreichtum, beliebt bei den Tauchern, 1,5 km lang, max. Tiefe 38 m, Durchfluss der Erlauf). Gerne nehmen wir das Angebot von Rainer an, mit dem Taxibus nach Mariazell zurück zu fahren (statt 1¼ Stund weiterem Fußmarsch). Das war ein langer Tag und ein langer Weg (etwa 9 Stunden unterwegs, etwa 24 km). Ein letzter gemeinsamer Abend im Brauhaus Mariazell beschließt den erlebnisreichen Tag.

Am 5.Tag packen wir zusammen und verabschieden uns von den freundlichen Schwestern. Heute soll’s auf die Bürgeralm gehen (1270 m). Der Anstieg erfolgt von Mariazell, der Abstieg zuerst dem Kamm entlang bis zum Habertheusersattel (1015 m), dann hinunter nach Mitterbach und zum Bahnhof Mariazell, dazwischen schöne Einkehr im Berggasthaus. Etwa 4 Stunden war man unterwegs. Dann richten wir uns für die Rückreise über St. Pölten, Linz, Salzburg und München, um 15:02 fährt der Zug. Das Abenteuer Bahn beginnt:
Die Mariazellerbahn ist eine elektrisch betriebene Schmalspurbahn (bosnische Spurbreite von 760 mm, älteste Elektrolok im Einsatz, Baujahr 1908,) und verbindet den steirischen Wallfahrtsort mit der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten (84 km, Höchstgeschwindigkeit 60 kmh, höchster Punkt am Gösingtunnel mit 891 m). Auf der Fahrt wundervollen Blick auf den 1893 m hohen Ötscher und die malerische Landschaft. Dann ½ Stunde Wartezeit auf den Gegenzug, kurz vor St. Pölten Schienenersatzverkehr, aber den Zug nach Salzburg erwischen wir dennoch. In Salzburg kurzer Aufenthalt, dann mit dem niegelnagelneuen Railjet (Baujahr 2008) nach München Hbf, 10-minütige Verspätung. Mit dem Freilassinger Zug zum Ostbahnhof, im Sauseschritt zur S-2, wir erreichen sie gerade noch. In Riem Stopp wegen Personenschaden, warten auf Schienenersatzverkehr, ein Bus nimmt einen Schwung mit, wir warten. Dann ist die Strecke wieder frei gegeben, Ankunft in Erding weit nach Mitternacht (jetzt langt’s aber!!).

Wir elf haben wundervolle Tage im Mariazellerland erlebt, haben viel gesehen, viel geschnauft und viel geschwitzt, viel gelacht und viel geschwatzt. Vom Wetter her waren die beiden ersten Tage durchwachsen, dann aber bestens. Natur, Kultur und Spiritualität war gut gemischt und Rainer, wie gewohnt, ein umsichtiger Tourenleiter und großartiger Organisator. Danke Rainer!!!

Tourenbericht als PDF Datei mit Bildern

Mit dabei waren:
Gerhard Ippisch, Marianne Schmid, Maria und Anton Schrögmeier, Magdalena und Fred Zuther, Marianne und Georg Orthuber, Theresa Witt, Hermine Kraus, Erika Wenhart (Bericht)

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