Ratsch-Bladl Archiv 2 – DAV Alpenkranzl Erding Alpenkranzl-Informationen 05/2009-08/2010

28.7.2009

HTG-Hochtour: Über den Ostgrat (III-) zum Turnerkamp (3.420 m)

Filed under: Hochtouren,Tourenberichte — admin @ 20:44

Samstag/Sonntag, 11./12. Juli 2009 – Treffpunkt ist am Samstag Morgen um 6.00 Uhr am Altenerdinger S-Bahn-Parkplatz. Zu viert (Matthias Ruderer, Wolfgang Lex, Alex Lechner und Hans Mau) fahren wir ins Zillertal und parken am Gasthaus Breitlahner (1.257 m). Von dort wandern wir ab kurz vor 9.00 Uhr mit schweren Rucksäcken in zwei Stunden den Zemmgrund taleinwärts und hinauf zum Gasthaus Alpenrose (1.878 m).

Wir genehmigen uns eine Suppe und etwas zu trinken und planen noch eine Tour für den Nachmittag. Kurz nach 12.00 Uhr geht es weiter, vorbei an der Berliner Hütte (2.040 m) und weiter zum Schwarzsee (2.472 m), der allerdings eher noch ein Weißsee ist, von so viel Schnee ist er bedeckt. Wir machen kurz Brotzeit am Ufer, haben aber nicht mehr viel von eigentlich wunderbaren Panorama auf den Hauptkamm der Zillertaler Alpen, die Berge hüllen sich mehr und mehr in Wolken. Wir steigen weiter hinauf in Richtung der Melkerscharte und bewegen uns ab knapp 2.600 m auf einer durchgehenden Schneedecke. Etwas unterhalb der Scharte wird der Weg verlassen, es geht hinüber zum Einstieg der Zsigmondyspitze (3.089 m). Matthias und Wolfgang steigen noch ein in die leichte Kletterei in zweiten Grad, Alex und mir reicht es hier für heute.

Turnerkamp 

Es zieht leider zu, im Nebel steigen wir zur Berliner Hütte ab, kehren dort auf ein Bier ein und überbrücken damit einen kurzen Regenschauer. Gegen 17.50 Uhr sind wir zwei zurück auf der „Alpenrose“, wo wir Waste Lippacher und Toni Sellmeir treffen. Die beiden wollten heute Vormittag durch die Nordwand des Großen Wiesbachhorns steigen, hatten aber Pech mit dem Wetter. Eine gute Stunde später kommen schließlich auch Matthias und Wolfgang zurück, sie hatten mehr Glück und konnten noch bis hinauf zum Gipfel der Zsigmondyspitze steigen. Zur Halbpension gibt es einen Schweinebraten, nach einem langen Tag verschwinden wir gegen 21.00 Uhr im Lager, morgen geht es schließlich früh raus.

Um 4.00 Uhr ist für uns die Nacht zu Ende, ein Dreiviertelstunde später brechen wir in der Dämmerung bei sternenklarem Himmel zu unserer Tour auf. Es geht wieder hinauf zur Berliner Hütte, wo noch alles ruhig ist, und weiter auf dem Steig in Richtung der Berliner Spitze. Nach etwa 1 ½ Stunden müssen leider zwei Teilnehmer umkehren, einer hat Kopfweh, der zweite spürt’s im Knie. Zu viert gehen wir weiter und queren auf hartem, aber gut griffigen Firn zum Ansatz des von der IV. Hornspitze herunterziehenden Grates. Von dort sind es nur noch wenige Höhenmeter über den östlichen Teil des Hornkeeses hinauf ins Trattenjoch (3.011 m). 3 ½ Stunden sind wir heute schon unterwegs, wir sind gut in der Zeit und machen eine kurze Pause.

Anseilen 

Dann beginnt die Turnerei am Turnerkamp-Ostgrat. Die Route hält sich eigentlich immer direkt auf der Gratschneide, ab und zu muss man für kurze Zeit in die Flanken ausweichen. Die Kletterei macht Spaß, Gehgelände, leichtere und anspruchsvollere Stellen bis in den unteren III. Schwierigkeitsgrad und kurze Querungen in steilen Firnhängen wechseln sich ab. Der Fels am Blockgrat ist fest und schön griffig, in den Flanken ist es dagegen meist etwas brüchiger. Nach 3 ½ Stunden Kraxelei stehen wir vor einer nur gut 3 Meter hohen Stelle, die Waste eher für einen Fünfer als einen Dreier hält.

 Schwierig

Was tun? Ein paar Meter Abseilen vom Grat und in der Flanke weitersteigen bringt nichts, weil man von oben nicht sieht, wie es unten weitergeht. Also raus mit dem Seil, Waste kämpft sich die drei Meter hinauf und zieht uns drei nach – die einzige Stelle übrigens, die wir am Grat sichern müssen! Danach geht es wieder ganz normal weiter bis in eine Scharte vor dem Gipfel.

Schartig 

Aus dieser Scharte müssen wir ein Stück in die Südostflanke queren und am Schluss durch eine schneegefüllte, steile Rinne zum Gipfel des Turnerkamp (3.420 m) hinaufsteigen. Obwohl wir am Grat wirklich nicht getrödelt haben ist es mittlerweile doch schon 14.25 Uhr geworden. Bloß aus der eigentlich verdienten Gipfelrast wird es leider nichts, vom blauen Himmel von heute Morgen ist nichts mehr zu sehen, es ist bedeckt und ein ziemlich kalter Wind pfeift uns um die Nasen.

Gipflig

So steigen wir nach einer Viertelstunde auf dem Normalweg in die Südwestflanke ab. Die Griffe und Tritte sind stellenweise ganz schön klein und teilweise sogar vereist. Mit 2 x 60 Meter abseilen kommen wir aber sicher hinunter, dann folgt eine längere Querung in einem steilen Firnfeld oberhalb eines Bergschrunds in die Roßruggscharte (3.229 m). Dort hängt ein altes Drahtseil auf die Nordseite hinunter, die letzten 20 Meter zum Hornkees werden wieder abgeseilt. Noch eine letzte steile Firnquerung, dann gehen wir am Seil den Gletscher abwärts. Auf etwa 2.600 m können wir die Gletscherausrüstung in den Rucksack packen und steigen auf einem schön angelegten, aber anscheinend nicht mehr allzu häufig begangenen Weg bis unter die Berliner Hütte ab. Das Wetter ist besser geworden, die Sonne blinzelt wieder zwischen den Wolken hindurch. Am Bach entlang geht es schließlich durch blühende Wiesen zurück zur „Alpenrose“, wo wir um 19.45 Uhr (!!) von unseren beiden umgekehrten Kameraden schon sehnsüchtig erwartet werden. Zum Abendessen gibt es einen Apfelstrudel, dann müssen wir ab 20.15 Uhr noch ins Tal absteigen. Am Parkplatz beim Breitlahner ist es schon ziemlich dunkel, als wir um 21.45 Uhr ankommen. Die Heimfahrt verläuft problemlos, gegen halb eins hat uns Erding wieder.

Ein schönes, aber auch anstrengendes Wochenende! Besonders der Gipfeltag war mit insgesamt 17 Stunden doch um einiges länger als gedacht, dazu wurden an beiden Tagen je ca. 1.750 Hm im Aufstieg bewältigt. Trotzdem eine schöne, abwechslungsreiche Tour, bei der wir (wie wir finden) am Gipfel etwas besseres Wetter verdient gehabt hätten…

Teilnehmer: Alex Lechner, Wolfgang Lex,  Waste Lippacher, Hans Mau (Bericht), Matthias Ruderer und Toni Sellmeir

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