Ratsch-Bladl Archiv 2 – DAV Alpenkranzl Erding Alpenkranzl-Informationen 05/2009-08/2010

19.7.2009

Busfahrt nach Abusina

Filed under: Tourenberichte — admin @ 16:43

Samstag, 13.06.2009 mit Alex Linke – Das Römerkastell Abusina befindet sich etwa 500m südlich des heutigen Eininger Ortszentrums (OT von Neustadt an der Donau) auf dem Donau-Hochufer zwischen der nach Sittling führenden Straße und dem knapp nördlich des Kastells in die Donau mündenden Flüsschens Abens, das einst namengebend für den römischen Ort und der ganzen Region war. Unsere Wanderung begannen wir allerdings auf der anderen Donauseite in Laimerstadt.

Der Bus lud uns an der Forststraße ab und wartete 5km entfernt an der Hadriansäule auf uns. Zunächst spazierten wir über freie Felder zu einem kleinen Wäldchen, bis uns die Markierung Limesweg weiter in den Wald, teilweise über Stock und Stein (und auch rutschigen Wurzeln) führte. Ehe wir uns versahen befanden wir uns auf dem Limes, immerhin Weltkulturerbe. Manch einer hatte sich wohl etwas Erhabeneres unter einem Weltkulturerbe vorgestellt. Der Limes hat aber immerhin schon ein paar Jahrhunderte überdauert und da kann man auch etwas ramponiert daherkommen. Unter Kaiser Domitian (81-96) entstand der Plan, eine zusammenhängende Grenzanlage zu errichten, die Grenzlinie zwischen Rhein und Donau zu verkürzen und dadurch (land)wirtschaftliches Territorium zu annektieren. Der Obergermanisch-Rätische Limes (550km lang) entwickelte sich in mehreren Stufen aus einem reinen Postweg; einer Schneise, die in die germanischen Wälder geschlagen wurde. Um das Jahr 100 herum folgten in einem zweiten Schritt kleinere Wachtürme von etwa zehn Meter Höhe aus Holz, in Sichtweite voneinander, die von Erdwällen umgeben waren, in einem durchschnittlichen Abstand von 800 Metern. Um 130 wurde der obergermanische Limes mit einer Palisade aus halbierten Eichenstämmen befestigt. Um 170 ersetze man die verwitterungsanfälligen Holztürme durch Türme aus Stein. Und schließlich wurde die nach 30 bis 50 Jahren verwitterte Palisade durch Wall und Graben ersetzt. Analog entwickelte sich der rätische Limes. Nur dort wurde statt Palisade, Wall und Graben eine durchgehend massive, bis zu drei Meter hohe Mauer errichtet. Auf eben diesem rätischen Limes hinterließen wir ganz kleine Fußspuren.

Unterm Kirschbaum

Unser Wanderweg wurde wieder breiter und schnurgerade ging es weiter Richtung Donau. Kurz vor der Hadriansäule machten wir an einem rekonstruierten hölzernen Wachturm eine kleine Pause. Wer wollte genoss die Aussicht vom Turm auf die Donauebene. An der Hadriansäule konnte, wer wollte, mit dem Reisebus weiter fahren, aber … es wollte keiner, somit wanderten alle an der Donau flussaufwärts zur Fähre Hienheim-Eining. Der Fährmann war wegen des wunderbaren sonnigen Wetters ziemlich im Stress. Immer wieder musste er Menschen, Hunde, Fahrräder und Autos von einem Ufer zum gegenüberliegenden bringen. Da unsere Gruppe mit 42 Leuten für eine Überfahrt zu groß war (Sitzplätze), mussten wir uns aufteilen, waren aber in 10 Minuten wieder vereint und konnten bei dem wunderschönen Biergarten „Zur Überfahrt“ gemeinsam unsere Mittagsrast einlegen.

An der Fähre

Nach der Brotzeit machten wir uns auf den Weg (ca. 500m) zum Römerkastell, wo uns Frau Stange vom Verein Historia Romana sehr informativ und kurzweilig durch die Ruinen führte. Wir lauschten gespannt ihren Erzählungen, über den Alltag der damaligen römischen Soldaten, z.B. wurden nur 16-24-jährige Männer ausgebildet und mussten sich lebenslänglich verpflichten (bis zur Entlassung durch den Kommandanten). Auch über die wechselvolle Geschichte des Kastells wusste Frau Stange allerhand zu berichten, immerhin hatte es ca. vom Jahr 80-450 Bestand, anfangs aus Holz, später aus Stein, bis dann die Alamannen und später die Bajuwaren Besitz ergriffen. Heiß war es uns geworden, die Sonne brannte herunter und die 1 ¾ Stunden Vortrag waren durchaus ansträngend. Die Hälfte der Kranzler machte sich dann doch noch zu Fuß nach Bad Gögging auf, während die anderen mit dem Bus vorlieb nahmen. Die Wanderer kamen nach ca. 2,5 km  strammen Marsch pünktlich um fünf Uhr bei der ehemaligen Ortskirche St. Andreas an, welches heute das Römische Museum für Kur- und Badewesen beherbergt. Schön kühl dachten wir uns, wird es in der Kirche sein …, doch unser Führer Markus erklärte uns zunächst das Eingangsportal der historischen St. Andreas Kirche. Wir erfuhren, dass die Konsolenbilder ziemlich einmalig sind. Nur im wenige Kilometer entfernten Regensburg ist so etwas bekannt. Man vermutet auch, dass diese Reliefs die Entwürfe für den Regensburger Dom waren und diese dann hier Verwendung fanden. Nun gingen wir aber ins Innere. Im Untergrund der Kirche kann man das älteste und bisher einzige römische Heilbad auf bayerischem Boden bewundern. Zwar kannten schon die Kelten die Schwefelquelle und sahen in ihr einen mystischen Ort, über deren Heilkraft wussten sie jedoch nicht Bescheid. Der Badekomplex in Bad Gögging wurde offensichtlich mehrfach umgebaut und erweitert worden. Das Schiff der Kirche St. Andreas liegt genau über dem zentralen Becken des römischen Bades. Im Museum ist daher nur ein Teil des Hauptbaderaumes der großzügigen Anlage zu sehen, die mindestens 56 Meter lang und 30 Meter breit war. Es gab Räume für Kaltwasserbehandlungen (das Schwefelwasser hatte auch damals gerade mal eine Temperatur von 14 Grad) und Therapien mit warmen Wasser, z.B. das Schwitzbad. Dort waren Wand und Boden beheizt, damit mindestens 80 Grad herrschte. Zwei Feuerstellen lieferten die Wärme. Die so erhitze Luft wurde durch gemauerte Heizungskanäle und unter den Böden und hinter die Wände geleitet (Hypokaustum). Hier konnten sich die Soldaten wieder regenerieren, bei Massagen, beim Haareschneiden bzw. –auszupfen , Manikür oder Pediküre. Tja so ein römischer Soldat sollte halt nach was ausschauen …

Guad schaungs aus ...

Es gäbe noch mehr zu Berichten, aber wer mehr Geschichte und Geschichten sehen möchte fährt am Besten selbst mal hier her. Auch im Internet gibt es einiges zu Erfahren.
Herzlicher Dank gebührt dem Verein Historia Romana, der sowohl das Römerkastell sowie das Bädermuseum betreut und der noch viele Aufgaben (vor allem finanziell) zu Bewältigen hat, für die sehr schönen Führungen.

Nach soviel Historie waren wir um 18 Uhr im Bus gelandet und kamen wohlbehalten in Erding an.

Tourenleitung und Bericht: Alex Linke
Teilnehmer/innen: Petra Roming, Renate Felbinger, Joachim Köppen, Bruno Maier, Edelgard Maier, Ottilie Mau, Erna Schlegl, Inge Döllel, Gisela Groden, Karin Teige, Karl Ruhland, Bärbel Kopf, Helena Stadler, Monika Fingerle, Helga Bacher, Fridoline Trinkberger, Karin Klein, Guntram Klein, Agnes Etzel, Hermann Etzel, Magdalena Zuther, Meta Sperle, Karin Irl, Annemarie Scholz, Dieter Scholz, Ingeborg Kranacher, Christine Wanderer, Jakob Wanderer, Barbara Stadlbauer, Marianne Orthuber, Georg Orthuber, Resi Witt, Michaela Geigl, Helga Ploner, Kurt Ploner, Magdalena Koschek, Paul Faltlhauser, Josef Bitzer, Erika Wenhart, Maria Bachmaier, Rita Neumann

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